Looptroop Rockers [Interview]

ltr am strand

Ich habe vor kuzem das Vergnügen gehabt mich mit dem Herrn Supreme von den Looptroop Rockers zu unterhalten. Mitlerweile wieder zu Viert haben die Schweden diesen Monat ihr Album Professional Dreamers veröffentlicht. Neben dem Album und anderen Dingen waren die Tracks „On Repeat“ (gegen den Einzug einer rassistischen Partei ins Parlament in Schweden), „Guru R.I.P.“ und die Graffiti-Vergangenheit der Jungs Themen im Interview.

TightLife: Hallo Supreme. Schön, dass du Zeit für mich hast. Ich fang mal direkt mit einem sehr interessanten Fakt an: Cosmic ist wieder bei den Looptroop Rockers dabei. Warum ist er damals gegangen?
Supreme: Also, ich denke er hatte einfach keinen Spaß mehr an diesem Leben als Teil von Looptroop. Ich glaube, es war eine harte Entscheidung Looptroop zu verlassen, immerhin ist es ein großer Teil unseres Lebens seit wir sehr jung waren. Es sind fast 20 Jahre vergangen, seit die anderen Jungs Looptroop gegründet haben. Ich vermute, er war einfach müde und brauchte eine Pause.

T: Seit wann ist er wieder dabei?
S: Er hat als DJ für Promoes Solo Album gewirkt und am Wochenende aufgelegt und hat dann auch zuerst mit Promoe geredet. Dann hat er uns gefragt, als wir gerade angefangen hatten an dem Album Professional Dreamers zu arbeiten. Wenn du dir das Album anhörst ist der einzige Song ohne ihn „Joseph“. Das war der erste Song den Promoe und ich geschrieben hatten. Danach war er zurück in der Gruppe.

T: War es anders ohne ihn Musik zu machen?
S: Ich denke nicht, dass es sehr anders war Musik zu machen aber wir mussten unsere Rollen in der Gruppe neu finden. Wir waren daran gewöhnt zu viert zu sein und als Cosmic gegangen ist mussten wir in uns gehen. Nicht, dass wir darüber geredet hätten, aber es war so. Vielleicht war das eine positive Sache, die wir daraus ziehen konnten, weil wir eine Veränderung hatten. Aber es war sehr schön als er zurück gekommen ist.

T: Nachdem eine rassistische Partei (die Swedish Democrats) 2010 ins Parlament gewählt wurden, habt ihr den Track „On Repeat“ aufgenommen. Was war da die Intention und wie war das Feedback auf den Song?
S: Wir hatten eine Studiosession nach dem Tag der Wahl und wir wussten alle, dass sie eine Menge Stimmen bekommen würden aber als uns die Nachricht erreichte, dass sie wirklich 5% bekommen hatten waren wir alle aufgebracht. An dem Tag haben wir drei Songs aufgenommen, alle über die Wahl. Einer davon war „On Repeat“, welchen wir schließlich am besten fanden. Wir haben einfach geschrieben, was wir fühlten und viele Leute haben darauf reagiert. Ich meine, immerhin haben 95% für jemand anders gestimmt. In einer Zeitung haben sie einen Artikel darüber gebracht, dass wir die sogenannten Rassisten ziemlich sauer gemacht hatten und das gab dann viel Hass. Viele negative Kommentare auf YouTube, wo die Leute dann das, was rassistische Leute eben so schreiben, geschrieben haben.

T: Auf eurer Webseite steht, der Beat zu „On Repeat“ ist hauptsächlich aus Sounds von schließenden Türen gemacht worden. Wer kam auf die Idee?
S: Embee war es, er hatte den Basisrhythmus und wir haben den Song zu dem Rhytmus geschrieben. Als wir den Chorus soweit hatten, hat er die Drums durch die Sounds ersetzt. Ich glaube er hat sie sogar alle selber aufgenommen.

T: Hat sich die Weise, auf die ihr produziert generell verändert?
S: Naja, wie ich es grade beschrieben habe ist eigentlich der übliche Weg, wie wir Songs machen. Embee baut das Skelett des Beats, er hat dann ein paar davon und wir suchen passend zu den Themen aus. Manchmal hat er Leute, die Dinge für ihn einspielen, die er dann auseinander schnippelt und wieder zusammen baut, manchmal spielt er die Sachen selber ein.

T: Was für einen Sound kann man vom neuen Album „Professional Dreamers“ erwarten?
S: Für uns hat es sich wie klassischer Hip Hop angefühlt. Ich weiß nicht genau, die Leute empfinden es unterschiedlich. Manche sagen uns, es ist klassisch, andere wiederum meinen es ist ein wenig mehr als das. Ich denke, es ist ein Hip Hop Album, ein solides Hip Hop Album. Wir haben 20 Songs aufgenommen und am Ende 13 ausgewählt.

T: Wie seid ihr auf den Namen für das Album gekommen?
S: Der Name stammt aus einer Dokumentation von Werner Herzog. Sie heißt „Encounters At The End of The World“ und handelt von der Antarktis und den Leuten, die dort arbeiten und leben. Das verrückte daran ist, dass ich bei einem Freund im Büro war. Dessen Onkel war vor kurzem gestorben und er hatte eine riesen-große Tasche mit alten Fotos bekommen. Diese Fotos waren die ersten Farbfotos von Traumaktivitäten im Gehirn. Sein Onkel hatte in einem Krankenhaus oder so gearbeitet. Er hat mir diese alten Fotos aus den 70ern gezeigt und die waren echt cool. Ich meinte zu ihm, dass ich irgendwas mit den Fotos machen will. Vielleicht ein Albumcover oder so, weil ich derjenige bin, der das bei uns macht. Am gleichen Tag hat Promoe mich angerufen und der hatte gerade diese Dokumentation gesehen und meinte zu mir, dass er darin Professional Dreamer aufgeschnappt hätte. Er fand, das wäre ein guter Albumtitel und ich meinte zu ihm, dass ich gerade die Idee für ein Cover hatte. Das war noch ziemlich früh, bevor wir irgendwas gemacht hatten.

T: Eure Tour durch Deutschland hat gerade angefangen. Was mögt ihr am deutschen Publikum?
S: Also, wir kommen schon seit einer langen Zeit nach Deutschland. Ich glaube, Deutschland war neben Dänemark das erste Land außerhalb Schwedens, in dem wir gespielt haben. Das war so 1996. Es ist wirklich cool her zu kommen, auch wenn wir nicht so oft da sind, wie wir vielleicht sollten. Jetzt haben wir auf unseren Konzerten hier einen Mix aus Fans. Es gibt einige neue Leute aber auch eine Menge Leute, die unsere Musik schon lange hören. Ich denke es ist eine gute Mischung aus jüngeren und älteren Hip Hop Heads und natürlich aus Leuten, die Musik generell mögen. Die Unterschiede zum schwedischen Publikum sind nicht so groß, um ehrlich zu sein.

T: Wie hat das Publikum auf das neue Album reagiert?
S: Das neue Album lässt sich dem Publikum sehr leicht vorstellen. Üblicherweise, wenn wir ein Album raus bringen, kommen viele Leute und sagen „Das letzte Album war besser“ und dann dauert es so ein halbes Jahr und sie mögen es. Dann bringen wir wieder ein neues Album und dann heißt es „Das Album davor war besser“. Ich glaube, das stimmt so nicht. Wenn du ein neues Album hörst, dann versprichst du dir viel davon, deine Erwartungen sind hoch. Es dauert einfach, bevor es für dich ein Klassiker wird, du brauchst ein paar Erinnerungen, die an die Musik geknüpft sind. Du musst die Songs auf ein paar Partys hören, die Songs im Auto spielen oder was in der Richtung. Bei dem neuen Album scheint es leichter, die Leute mögen es, wir haben gute Reviews bekommen und wir spielen fast alle Songs live auf unseren Konzerten.

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T: Dieses Jahr habt ihr auch schon in Thailand und auf Kuba gespielt. Habt ihr da auch Fans?
S: Was Thailand angeht weiß ich es nicht, wir bekommen kaum Emails aus Thailand. Wir haben dort auf einem Festival gespielt und es waren echt viele Thais da, das war cool. In Kuba hatten wir tatsächlich einige Fans. Es ist dort für die Leute schwer an CDs zu kommen, aber einige Leute hatten sie z.B. von Austauschstudenten bekommen. Wir haben gehört es sind eine Menge Deutsche auf Kuba. Es ist sogar vorgekommen, dass wir über die Straße gegangen sind und erkannt wurden. Das kam echt überraschend.

T: Einige Looptroop Songs wurden in Graffiti-Videos gespielt und vor kurzem hat Promoe einige Fotos aus seinem alten Blackbook veröffentlicht. Wie ist heute eure Verbindung zur Graffiti Szene?
S: Keiner von uns malt mehr aktiv Graffiti aber unser Herz schlägt immer noch für diese Bewegung. Wir sind mit einer Menge aktiver Writer befreundet und es kommen immer wieder Writer zu den Konzerten. Aber es ist schon lustig, vor kurzem ist ein Buch erschienen, das „Graffiti in Västmanland“ heißt. Da kommen wir her. Das Buch handelt von der Graffiti Bewegung in den späten 80er und 90er Jahren. Promoe und Cosmic haben beide eine Menge Bilder darin und viele Leute, mit denen wir aufgewachsen sind, wurden interviewt. Es sind sogar einige Fotos von Looptroop Shows darin. Ich hab es erst vor ungefähr zwei Wochen gesehen und mich echt gefreut. Wir haben sogar fast den Soundcheck verpasst, weil wir alle über dem Buch saßen. Es ist echt ein schönes Gefühl, dass jemand echt ein richtiges Buch darüber gemacht hat. Immerhin ist es ein Teil unserer Geschichte, nicht nur als Looptroop sondern auch als Kinder.

T: In dem Video zum Song „Do“ habt ihr sogar ein paar Breakdancer aus Japan am Set gehabt. Wie kam diese Verbindung zustande?
S: Wir sind nach London gegangen, um das Video zu drehen. Promoe kennt jemanden bei Environment Films, eine Filmcrew aus London, die eine Doku über Veganismus gemacht hatte, in der Promoe einen Song hatte. Sie meinten damals zu ihm, sie würden ihn dafür einen Gefallen tun und wir haben sie gefragt, ob sie nicht ein Musikvideo für uns machen würden. Als wir dann in London waren, habe ich meine Freundin Sheila angerufen, ob sie ein paar Tänzer für uns organisieren könnte. Sie meinte, sie hätte da eine japanische Gruppe am Start.

T: Als Guru letztes Jahr verstorben ist gab es dieses Tribut „Guru R.I.P.“ von euch und Timbuktu. Wie war Gurus Einfluss auf euch?
S: Gangstarr war eine der wichtigsten Gruppen für uns, besonders in den 90ern. Embee war extrem inspiriert von Premiers Produktionen und Guru hatte eine ganz eigene Art zu rappen. Alle ihre Alben sind Klassiker und wir haben sie hoch und runter gehört. Es ist wirklich eine Tragödie, dass er gestorben ist und es war selbstverständlich für die Jungs diesen Tribut zu zollen.

T: Habt ihr jemals Feedback von seiner Familie oder Premier bekommen?
S: Premier hat es auf seinen Blog gepostet, das weiß ich aber wir haben nie persönlich von ihm gehört. Aber es war nett, dass er es gepostet hat. Das zeigt, dass er dahinter steht.

T: Dann wären wir auch schon langsam am Ende des Interviews angelangt. Habt ihr noch Grüße, die ihr los werden wollt?
S: Grüße gehen definitiv raus an alle, die zu unseren Shows kommen. Wir waren eine Weile weg und jetzt fühlt es sich fast an, wie nach Hause zu kommen. Wir haben eine spezielle Beziehung zu Deutschland und ich muss sagen, dass ich tatsächlich nervös war vor der ersten Show in Berlin. Das Konzert war aber vollgepackt mit guten Vibes, also geht mein Shoutout an das Publikum. Danke, dass ihr so toll seid!
T: Danke für das Interview und viel Spaß noch auf der Tour!

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